Innerhalb von zwei Jahren musste ich zwei geliebte Menschen verabschieden.
Zuerst verstarb mein Bruder, dann mein Vater. Bei beiden hatte ich das GlĂŒck, den Weg mit ihnen bis ganz zum Ende gehen zu können, bis dorthin, wo es fĂŒr mich noch kein Hineinkommen gibt und fĂŒr jene Wesen kein HinĂŒberkommen in unsere hiesige Welt. Doch was da wirklich passiert, kurz bevor wir unseren letzten Atemzug machen, ist in Worte kaum zu beschreiben, was mich auch zuerst davon abhielt, ĂŒberhaupt darĂŒber zu berichten. Kein Wort kann annĂ€hernd umschreiben, was sich da zeigt in den letzten Tagen und Stunden vor dem Tod. Doch ĂŒber ein Erlebnis möchte ich berichten.

Der gelÀhmte Arm
Mein Bruder, wie auch mein Vater zeigten wenige Stunden vor dem Sterben mit dem Arm in eine Richtung. Und es war immer oben. Bei meinem Vater war es konkret so, dass er bereits eine Weile eine ArmlĂ€hmung rechts hatte und diesen Arm nicht mehr selbststĂ€ndig heben konnte. Die letzten Tage vor seinem Tod sass ich tĂ€glich an seinem Bett und hielt seine Hand. Plötzlich hob er seinen gesunden linken Arm in die Luft, so als wĂŒrde er einen Kontakt herstellen, oder er nach einer Hand greifen wollte. Dazu muss man wissen, dass ich Vater paar Tage vor dem Sterben seine Ăngste nehmen wollte und ihm sagte, dass sein bereits verstorbener Sohn ihn beschĂŒtzt und auf ihn wartet. Und nun folgt das erstaunliche, was mir noch immer TrĂ€nen in die Augen treibt. Mein Vater ergriff mit seiner rechten Hand meine Hand und hob meinen gesamten Arm mit seinem gelĂ€hmten Arm ohne Hilfe ebenso in Richtung "Himmel", so als wĂŒrde er mich in Kontakt bringen wollen mit jenem Wesen, das ihm scheinbar ebenso die Arme entgegen streckte. In dieser Phase hatte mein Vater seine Augen weit aufgerissen, war jedoch nicht ansprechbar.
BerĂŒhrt - Blick ins Jenseits
Ich bin absolut ĂŒberzeugt, und das ist ein inneres Wissen, dass in genau jenem Moment ein Vater-Bruder-Schwester Kontakt stattfand. Mein Vater wollte mich mit Bruder in Kontakt bringen, weil er wusste, wie sehr ich ihn vermisse. Und dies, liebe Leser, kann mir niemand ausreden. Kein Wissenschaftler, niemand. Lieber möchte ich Menschen beim ErzĂ€hlen zuhören, welche ebenso Menschen bis zum Schluss begleitet haben, denn ich bin ĂŒberzeugt, dass jene Sterbebegleiter ebenso von solch tiefen Erfahrungen berichten können. FĂŒr mich war das ein geschenkter Blick in die Ewigkeit. Ich bin unendlich dankbar. Es lĂ€sst mich demĂŒtig zurĂŒck, mit einem unermesslichen inneren Reichtum. Man ist danach ein anderer Mensch und möchte den alten gar nicht mehr sein. Das Leben bekommt so durch den Tod mehr Tiefe, denn inmitten vom Tod ist Leben.
In Erinnerung an Werner Lehmann, 20.08.1939 - 07.11.2022 und Harry Lehmann, 03.08.1972 - 21.11.2020